Montag, 18. August 2014

Tigeryouth

Tigeryouth

17.08.14 Subrosa, Dortmund

Schon wieder ein Mann und seine Gitarre und schon wieder im Subrosa., gut eine Woche nach Jeff Beadle nun also Tigeryouth. Tigeryouth alias Tilmann ist aber im Gegensatz zu Jeff Beadle bereits zum dritten Mal in der Dortmunder Nordstadt zu Gast und diesmal als Hauptact (zur Sicherheit gab es auch keine Vorgruppe, damit er wirklich der Star des Abends war). Er mag das Subrosa und das Subrosa ihn offensichtlich auch, denn eigentlich hat die Kneipe Sonntags zu, aber für ihn wurde eine Ausnahme gemacht.

Tigeryouth

"Aber heute kriegt mich nichts und niemand aus dem Haus" sang er in Disko und während diejenigen, die sich daran gehalten haben, die Tagesschau einschalteten, betrat Tilmann die Bühne und rotzte seine Lieder raus. Auf seiner Bandcamp-Seite nennt sich das Akustik-Punk und das passt wie die Faust aufs Auge. Keine Songs über drei Minuten, klangen sie wie akustische Versionen von Captain Planet oder auch den Get Up Kids, die Texte drehen sich oft um die Selbstfindung in einer Welt, in der er sich nicht direkt fehl am Platz, aber doch zumindest jenseits der Masse zu sehen scheint: "Du bist zu zehn Prozent du selbst und zu neunzig Prozent wie der Rest der Welt. [...] Das bist du. Das bin ich nicht." (aus Feierabendbier)
Das Ganze wurde rausgebrüllt, dazu hibbelte er so sehr rum, wie es am Mikro stehend überhaupt ging. Kein Wunder, dass er nach den Liedern außer Atem ist und das Nachstimmen der Gitarre als willkommene Erholungspause nutzte.


Die kraftvolle Präsentation und sein sympathisches Auftreten verhinderten, dass auch nur im Ansatz peinliche Momente entstanden, Punk ist halt in der Regel nicht sentimental. Nach potentiellen Hits wie Vor Berlin, Alles geht kaputt oder Streichholz verabschiedete sich Tigeryouth von den Anwesenden (er selber hatte mit fünf gerechnet, es wurden aber zu seiner Freude doch 15-20), die ihn aber noch zu einer Zugabe animieren konnten. Dafür verließ er dann die Bühne und spielte Robots zwischen Theke und Klo (aka die Tanzfläche im Subrosa) und zog dann nach gut 45 Minuten endgültig den Stecker raus.

Tigeryouth

Der Mann machte einfach Spaß und was im intimen Rahmen funktionierte, wird bestimmt auch am Dienstag im FZW gut ankommen, wenn er sein nächstes Konzert in Dortmund spielt, diesmal im Vorprogramm von East Cameron Folkcore. Ich werde jedenfalls da sein.

Mittwoch, 13. August 2014

Jeff Beadle

Jeff Beadle

08.08.14 Subrosa, Dortmund

Oh, ein weiterer Mann und seine Gitarre, lohnt sich das wirklich? Dafür sprach natürlich das nette Subrosa und die Empfehlung, dass Beadle am Abend zuvor auf dem Haldern Festival gespielt hatte. Also ab in die Dortmunder Nordstadt, wo man vor dem Subrosa auch schon mal aus einem vorbeifahrenden Auto Goldkettchen zum Kauf angeboten bekommt.

Jeff Beadle

Nachdem der Laden um kurz nach acht noch recht übersichtlich besucht war, war es um neun, als Beadle die Bühne betrat, ansehnlich voll. Jeff ist zwar Kanadier, doch seine Musik ist deutlich im amerikanischen Folk und Country verwurzelt, hat mit seinen Landsleuten von z. B. Evening Hymns oder den Solo-Auftritten eines Jason Collett nicht viel gemein. Das war auf den ersten Blick zwar schade, bin ich doch kein wirklicher Freund der "neuen" Americana-Welle mit Leuten wie Chuck Ragan oder Dave Hause (weil ich dafür ihre Punk-Wurzeln in ihren Bands zu sehr mag), aber der Abend war dennoch höchst kurzweilig und unterhaltsam. Jeff Beadle kam einfach zu sympathisch rüber und konnte mit seiner leicht angerauten Stimme überzeugen, die den nötigen Biss hatte, ohne aber zu Whiskey geschwängert zu klingen.

Jeff Beadle w/ Frank Gairdner

Bei zwei Songs wurde er an der Mundharmonika unterstützt, wobei einer davon zu meinen persönlichen Highlights des Abend zählte, nutzte Beadle den Rhythmus zu einem ausgedehnten Jam, der den Folk-Pfad verließ und dennoch kein langweiliges Geklampfe bot. Die anderen Highlights waren zwei Coverversionen. Nothing Ever Happens, im Original von den Schotten von Del Amitri aus dem Jahre 1989 eher eine peinliche Mitsingnummer, wurde ihm von seiner deutschen Plattenfirma empfohlen und war ihm bis dahin unbekannt.


Der Song gewann in Beadles Interpretation deutlich, gerade wenn man wie ich noch das Original und vor allem damals auch das zugehörige Video kannte, einer unglaublich aufgesetzten Performance. Da gerade erst sein erstes Album The Huntings End auf dem Köln-Halderner Label Butterfly Collectors erschienen ist, war nach einer knappen Stunde bereits Schluss. Eine Zugabe wurde erklatscht, danach zog Beadle den Stecker aus seinem Pedal. doch die Anwesenden waren so begeistert, dass er sogar einen weiteren Nachschlag gewährte, das zweite Cover des Abends.
Diesmal spielte er einen Song vom ersten Album des amerikanischen Grammy-Gewinners Ray LaMontagne. Das wunderschöne Jolene wurde auch schon von Justin Bieber live vergewaltigt, während Beadle hingegen die Melancholie des Stückes sehr treffend einfing und so einen herausragenden Abschluss seines schönen Auftritts bot.


Ja, es hat sich gelohnt, einen weiteren Mann und seine Gitarre live zu erleben.