Donnerstag, 29. Mai 2014

Sleaford Mods

Sleaford Mods

13.05.14 Djäzz, Duisburg

Die Sleaford Mods sind ein Duo aus Nottingham, dessen Musik ich als Rant'n'Proll bezeichnen würde, das Auskotzen der Arbeiterklasse über die politische und wirtschaftliche Situation in England, untermalt von Beats vom Band, die weniger Hip Hop sind als Post-Punk-Wave-Rhythmen. Bereits letztes Jahr spielten sie im Duisburger Djäzz, von mir leider verpasst, aber es gab ja eine zweite und vielleicht letzte Chance, die Band in so kleinem Rahmen zu sehen, denn inzwischen hat mit Erscheinen des aktuellen Albums Divide And Exit auch das Feuilleton die beiden entdeckt und abgefeiert.
Wobei die Bezeichnung Band unpassend ist, schließlich findet sich auf der Bandcamp-Seite das Zitat  "I used to be in bands, fuckin hated it" von Sprachrohr Jason Williamson.

Djäzz

Daher war die Bühne auch (gerade im Vergleich zum Auftritt von Action Beat an gleicher Stelle einen Monat zuvor) aufgeräumt, ein Mikro und Monitor für Williamson und ein Laptop auf Bierkisten. Weniger aufgeräumt als bei Action Beat war es hingegen um halb zehn vor der Bühne, denn als der Auftritt der Mods begann, war das Djäzz fast gerammelt voll. Andrew Fearns öffnete (nicht zum letzten Mal an diesem Abend) eine Bierflasche, drückte eine Taste am Laptop und mit Jolly Fucker ging es los. Die Beats und das Bier sorgten für eine Punkkonzert-Atmosphäre und Jason Williamsons Verbalattacken sorgten dafür, dass die Beine tanzen wollten, während Augen und Ohren von seinen Lippen magisch angezogen wurden.

Sleaford Mods

Dabei war er keine Rampensau, stieß seinen Wortschwall meist mit geschlossenen Augen aus und tigerte ansonsten im Kreis um den Mikrofonständer oder führ sich wie ein Tic ständig über den Schädel. Aber seine Art zu "singen" machten klar, dass er seine Texte Ernst meinte, das war keine literarische Figur, aus deren Perspektive er Geschichten erzählte, sondern er wirkte authentisch und persönlich angepisst von dem, was er zu sagen hatte: "And when I said I didn't like that's because I really don't" (aus meinem persönlichen Highlight The Wage Don't Fit).

Sleaford Mods

Aber zwischendurch gab es kleine Momente, in denen die Mods kurz das Ganze zu genießen schienen, dann machte Fearns mit seinem Handy breit grinsend Fotos von den Zuschauern und Williamson verharrte lächelnd am Bühnenrand, bevor es direkt weiter ging, den Wankers, Fuckers und Urine Mates dieser Welt den Stinkefinger zu zeigen.
Den Leuten gefiel es zunehmend besser, waren sie am Anfang noch etwas reserviert und eher gespannt, was an dem derzeitigen Hype wohl wirklich dran ist, verwandelte sich die Neugier in Begeisterung, es wurde getanzt und Fäuste in die Luft gereckt.


Nach gut einer Stunde inklusive Zugabe war das Wortgewitter vorüber und hinterließ nicht nur mich begeistert. Und wenn sich jemand fragt, ob die Sleaford Mods nur ein kurzzeitiger Novelty Act sind, der möge bedenken, dass sie sich bereits seit sieben Jahren über den Zustand der Welt auskotzen und ein Blick in die täglichen Nachrichten lässt vermuten, dass es noch genug Material für weitere Alben gibt.

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