Montag, 31. März 2014

Mogwai

Mogwai / Pye Corner Audio

26.03.14 Große Freiheit 36, Hamburg

Nach dem Hafenmarathon verschliefen wir am nächsten Morgen fast das Frühstück. Danach ging es dann rüber zur Hamburger Kunsthalle für die Ausstellung Feuerbachs Musen - Lagerfelds Models. Der Kurator wird sich etwas dabei gedacht haben, nur ging das gründlich daneben, Feuerbachs Bilder waren toll, Lagerfelds Fotos leider so gar nicht. Nach einem Kaffee an der Alster und einer kurzen Shopping-Tour rief dann schon die Reeperbahn, denn Mogwai spielten in der Großen Freiheit 36. Hier war ich zuletzt vor fast zwanzig Jahren gewesen und viel schien sich seitdem nicht geändert zu haben.

Pye Corner Audio

Und so standen wir in der Halle, nippten am Bierchen und warteten. Die Musik im Hintergrund wurde etwas lauter, aber die Beleuchtung blieb unverändert. Irgendwann schauten wir mal wieder auf die Bühne und da stand jemand an einem Keyboard und drehte Knöpfchen. Huch, da hatte nahezu unbemerkt Pye Corner Audio sein Set als Vorgruppe begonnen. Und das schien nicht nur uns so gegangen zu sein, denn erst als irgendwann die Beleuchtung gedimmt wurde, füllten sich die vorderen Reihen vor der Bühne.
Die elektronischen Klänge von Pye Corner Audio klangen nicht schlecht, blieben aber etwas spannungslos. Da wo sich etwas aufzubauen schien und bei Acts wie den Chemical Brothers dann wie eine Eruption die Big Beats einsetzen, plätscherten hier die Klänge weiter so vor sich hin. Dennoch gab es höflichen Applaus.

Mogwai

In der folgenden Umbaupause  stutzte meine Freundin, denn der Mann, der am Schlagzeug herumwerkelte, sah aus wie Jonny Scott, Drummer der Unwinding Hours. aber das konnte nicht sein, denn das hätten wir doch mitbekommen.
Mogwai begannen mit Heard About You Last Night vom neuen, recht ruhig geratenen Album Rave Tapes. doch bereits das folgende I'm Jim Morrison I'm Dead machte unmissverständlich klar, dass Mogwai immer noch mit die lauteste Live-Band der Welt sind. Doch auch wenn die Gitarren fast an der Schmerzgrenze kreischten, war der Sound in der Großen Freiheit so exzellent, dass man immer noch das Piano heraushören konnte. Optisch wurde das ganze von einem opulenten Bühnenaufbau, dem Albumcover nachempfunden untermalt.
Es zeigte sich aber, dass trotz des hervorragenden Klangs die neuen Stücke live nicht an den großartigen Vorgänger Hardcore Will Never Die But You Will herankommen und so waren auch Rano Pano und How To Be A Werewolf unter meinen Favoriten des Abends. Das absolute Highlight war dann aber die letzte Zugabe Mogwai Fear Satan.

Mogwai

Zuvor hatte sich Gitarrist Stuart noch bei Schlagzeuger Jonny bedankt, dass er so kurzfristig eingesprungen sei und damit die guten Augen meiner Freundin bestätigt hatte. Der Stamm-Drummer hatte sich den Fuß verstaucht und so hatte Jonny Scott sich Dienstag Abend in den Flieger gesetzt mit der Vorgabe, mal eben 33 Songs für die Tour innerhalb von 24 Stunden zu lernen, was ihm augenscheinlich hervorragend gelungen war.
Ein schönes Konzert zum Abschluss unseres Kurztrips nach Hamburg, aber nicht so herausragend wie die Auftritte auf der letzten Tour.

Dÿse

Dÿse

25.03.14 Hafenklang, Hamburg

Wenn ich Urlaub mache, sollte der Urlaubsort schon das eine oder andere Konzert zu bieten haben, das ist quasi Grundvoraussetzung. Zum Glück erfüllt Hamburg diese geradezu spielend, so dass in drei Tagen Hansestadt gleich zwei Konzerte auf dem Programm standen. Dabei gehörte der erste Abend nach der Anreise dem Kino, denn unweit unseres Hotels befand sich das Savoy, einem wunderschönen alten Kino mit unglaublicher Beinfreiheit und den bequemsten Sesseln weit und breit, in dem zudem nur Filme in Originalfassung laufen, weshalb wir uns dort den wunderbaren Grand Budapest Hotel von Wes Anderson anschauten.
Der zweite Tag stand dann ganz im Zeichen des Hafens: vormittags eine Hafenrundfahrt, nachmittags ein Besuch des Miniatur Wunderland (mehr als nur eine Modelleisenbahn) in der Speicherstadt und abends dann ins Hafenklang zu Dÿse. Das sächsische Duo hat es nach Jahren des Wartens endlich geschafft, sein neues Album Das Nation zu veröffentlichen und stellte das frische Meisterwerk direkt auf einer Deutschland-Tour vor.

Dÿse

In das kleine Hafenklang unweit des Fischmarkt-Geländes kommen sie dabei besonders gerne, haben sie hier doch ein treues und enthusiastisches Publikum. Gegen halb zehn ist der Laden dann auch richtig gut gefüllt und als nach den ersten Takten von Waldbart die fette Gitarre einsetzt, rockten die Hamburger gleich mächtig mit. Das Schwarz-Weiß-Wechselspiel zu Zebramann klappte daher auch hervorragend und so wurde der Auftritt zum Selbstläufer. Wie immer ließ sich Schlagzeuger Jarii skurril-komische Ansagen einfallen. Highlight diesmal der Bericht von einem Auftritt, bei dem sie das Publikum dazu brachten, statt Beifall Buhrufe zu äußern, was prompt von den Hamburgern nachgemacht wurde. Die Songs vom neuen Album offenbarten Hitpotential, vor allem das schleppende Shanty Hans (als Sag Hans zu mir bereits letztes Jahr als Single veröffentlicht) und der Namensgeber für das Tourmotto, Nackenöffner.

Dÿse

Und selbst eine Ulknummer wie das schräge Out Of Tune passte live. Als erste Zugabe gespielt, sorgte es für Lachanfälle und somit für Entspannung, bevor dann die Treppe noch einmal das Hafenklang zum Schwitzen brachte. Doch es ging noch mehr. Einige fingen an, unartikuliert zu brüllen, der ganze Laden machte mit und diesem Ruf der Sirenen konnten Dÿse nicht widerstehen und kloppten noch schnell das Rumpelstilzchen raus.


Ein begeisterter, voller Laden und eine dementsprechend mehr als gut gelaunte Band ergaben so das bislang beste Dÿse-Konzert, das ich miterleben durfte und legten so die Messlatte für die beiden folgenden geplanten Besuche in Köln und Dortmund unerreichbar hoch. 

nyan 19

nyan 19

w/ Aki Onda / Akio Suzuki / Jean-Philippe Gross, David Chiesa und Xavier Quérel

14.03.14 Künstlerhaus, Dortmund

Meine bessere Hälfte wollte mit einem Frauenabend in ihren Geburtstag reinfeiern und meine Anwesenheit wäre zwar trotz geschlechtlicher Nicht-Eignung gestattet gewesen, aber ich zog die Alternative vor, mich auswärtig zu vergnügen und kurz vor Mitternacht zur Bescherung dazu zu stoßen. Also mal in diversen Veranstaltungskalendern geschaut, was an diesem Abend in Dortmund denn so los wäre. Eine Performance im Künstlerhaus mit japanischen Klangkünstlern klang da am vielversprechendsten.

Jean-Philippe Gross, David Chiesa und Xavier Quérel

Die Aufführungen fanden im Keller des Künstlerhauses statt, den man nur über eine recht enge Treppe erreichen konnte. Der Kellerraum selber war abgedunkelt, vor einer Leinwand und einem Projektor standen ein paar Stuhlreihen für die ca. 20 Besucher. Den Auftakt machten Jean-Philippe Gross, David Chiesa und Xavier Quérel, einer spielte Bass, einer erzeugte an einem nur spärlichst erhellten Tisch mit elektronischem Equipment Klänge und der dritte war für die Optik zuständig, beleuchtete zunächst mit einer Taschenlampe den Bassisten und widmete sich dann dem Projektor. Dies dauerte fast eine Dreiviertelstunde und war optisch und akustisch interessant, aber doch nicht übermäßig aufregend.

Akio Suzuki

Nach einer kurzen Pause an der frischen Luft zur Nikotin- und Bierbefüllung ging es zurück ins Gewölbe, wo sich der Aufbau inzwischen verändert hatte. Die Stühle waren anders positioniert und ließen eine Gasse offen. An einer Säule saß ein älterer japanischer Herr namens Akio Suzuki und hatte allerhand Materialien bereit liegen, Holzstöcke, Steine, eine Plastikrolle und zwei schwarze Dosen, die offensichtlich durch ein Kabel verbunden waren. Mit diesen "Instrumenten" und seiner Stimme erzeugte er in den nächsten zwanzig Minuten mal mehr, mal weniger rhythmische Töne, wobei zwei Teile besonders herausragten. Mit einer Art Bimsstein rieb er eine im Boden eingelassene dicke Glasscheibe und aus dem reinen Quietschen erwuchsen nach und nach Schwingungen, die eine Klangfülle hatten, die ich so nicht erwartet hatte. Und das "Schnurtelefon" war ebenfalls faszinierend, denn in einer der beiden Dosen war offenbar ein Verstärker eingebaut, so dass die Laute, die in die andere Dose hinein geblasen/gebrummt wurden, verzerrt wurden. Auch das Streichen des Kabels erzeugte erneut höchst erstaunliche Schwingungen, so dass Suzukis Performance zu einem Ausloten der Grenzen zwischen Alltagsgeräuschen und Klangskulpturen, ja sogar Musik wurde.

Aki Onda

Es folgte eine weitere Pause und wieder wurde im Keller umgebaut. Diesmal standen die Stühle an anderer Stelle vor einem Tisch, der von einer Schreibtischlampe beleuchtet wurde und auf dem zahlreiche Musikkassetten und elektronische Effektgeräte lagen. Weiter hinten im Raum stand ein alter Verstärker und neben dem Tisch standen noch weitere kleine, tragbare Verstärker/Boxen. Aki Onda nahm einen Walkman, legte eine Kassette ein und orientalische Klänge kamen aus dem großen Verstärker. Weitere Walkmen kamen zum Einsatz, der Hauptsound wurde mit den Effektgeräten moduliert, Onda wanderte mit den tragbaren Boxen durch den Raum und ließ so den Ton wandern, modulierte ihn zudem durch Körperbewegungen. Eine klassische Streicherpassage wuchs dabei von einem Nebengeräusch bei der Wanderung durch den Keller zum dominanten, Rhythmus stiftenden Thema. Nach einer guten halben Stunde wurde der Klangraum dann geschlossen und die Performance war vorüber.


Vor allem die beiden japanischen Künstler fand ich sehr spannend, auch der Gesamteindruck der Performance war sehr überzeugend und auch wenn mich nur der Zufall ins Künstlerhaus geführt hat, werde ich bei zukünftigen Veranstaltungen wohl mal wieder vorbeischauen, auch wenn mich keine Frauen vom heimischen Computer "vertreiben".

Emily Jane White

Emily Jane White / Helmolt

11.03.14 Pauluskirche, Dortmund

Emily Jane White war bereits mehrmals solo im Dortmunder Sunrosa aufgetreten, bislang von mir ebenso unbemerkt.wie ihre Musik. Doch ihr neues Album Blood / Lines ließ mich aufhorchen, markiert es doch eine stilistische Erweiterung und das zu ihrem Vorteil. Die Tour dazu bestritt sie erstmals mit kompletter Band, so dass das Subrosa zwar wieder den Dortmunder Auftritt veranstaltete, als Ort aber die benachbarte Pauluskirche wählte.

Helmolt

Doch zunächst gabs lokale Klänge von der Band Helmolt, die sich vor allem beim weiblichen Gesang das Urteil "Kirchentagsmusik" meiner Banknachbarn redlich verdienten und uns nicht überzeugen konnten.
Auf Blood / Lines erinnert Emily Jane Whites Gesang häufig an PJ Harvey und auch die recht Keyboard-lastige Instrumentierung ergänzt sich mit der trockenen elektrischen Gitarre ganz vorzüglich. Der Auftritt mit Band (Keyboard, Schlagzeug, Gitarre) schien auch von der Inszenierung her weg vom Folk-Image zu gehen, denn es war kein normales Bandkonzert, sondern fast schon eine Performance.
Vor einer zunächst leeren Leinwand kam Frau White in einen tiefroten Poncho-artigen Umhang gehüllt auf die Bühne, bestieg ein kleines Podest und sang Keeley vom neuen Album. Danach wurde ihr die elektrische Gitarre gereicht und weiter ging es noch aus der Höhe. Erst danach wechselte sie mal ans Klavier und auch an ein Mikro neben dem Podest, während sie auf der Leinwand Modell saß für eine Malerin, die während der Stücke ihr Porträt zeichnete.

Emily Jane White

Nach einer knappen Stunde war der atmosphärische Auftritt vorbei und der Applaus ließ vermuten, dass vielen rein folkig-akustische Klänge besser gefallen hätten. Doch trotz des fehlenden Enthusiasmus spielte Emily Jane White noch eine Zugabe, ehe die Messe endgültig gelesen war.


Mir gefiel die Umsetzung der Weiterentwicklung ihres Sounds auch live sehr gut, bei einem Soloauftritt im Subrosa hätte ich mich vermutlich eher gelangweilt, aber so war es ein tolles Konzert.

Dienstag, 18. März 2014

Thalia Zedek

Thalia Zedek

06.03.14 King Georg, Köln

Keine Woche nach Thalia Zedeks unglaublich gutem Auftritt beim Small Beast in Dortmund und keine zwei Wochen nach meinem ersten Besuch im King Georg bei Die Nerven kreuzten sich beide Wege und ich stand erneut abends vor dem Kölner Club und wartete auf den Einlass. Und da die Welt eine besonders kleine ist, kam ich vor der Tür ins Gespräch mit Peter, der einen empfehlenswerten Konzert-Blog namens Kleines Konzerttagebuch führt und ebenfalls in Dortmnd bei Thalia Zedek gewesen war. Das Trio der Doppelpack-Besucher wurde dann noch vervollständigt durch Carsten von gaesteliste.de, der ein sehr lesenswertes Interview vor der Tour mit Thalia Zedek geführt hatte.

Thalia Zedek

Im Gegensatz zum Konzert von Die Nerven war das King Georg diesmal angenehm leer, nur gut 40 Zuschauer hatten sich eingefunden, so dass diesmal unter dem Kronleuchter keine gedrängelte Enge herrschte. Kurz vor neun ging es los mit leicht veränderter Setlist aber einem gegenüber dem Dortmunder Auftritt deutlich anderem Sound. Das Institut des Schauspielhauses bietet sicher keine optimalen Bedingungen für einen ausgewogenen, gut abgemischte Sound, doch war es letzte Woche dem Tonmenschen gelungen, dies hinzubekommen, das Gewicht auf Thalia Zedeks Stimme und Gitarre zu legen, ohne die anderen Instrumente zu sehr in den Hintergrund zu drängen. Im King Georg hingegen ging ihre herbe, markante Stimme fast unter und wurde vor allem von Bass und Geige nahezu komplett überlagert. Dabei muss man allerdings zu Gute halten, dass die Geige, hervorragend gespielt von David Michael Curry, diesmal wie eine Gitarre klang, so hart und knarzend, was den Songs eine ungewohnte Härte verlieh und ihnen durchaus gut tat. Doch den Verlust des einprägsamen Gesangs konnte das leider nicht ausgleichen.
Nichtsdestotrotz war es natürlich ein guter Auftritt, erneut mit Afloat als großartigem Abschluss des regulären Sets. Die Zeit reichte noch für eine kurze Zugabe, ehe dann pünktlich um 22 Uhr Zapfenstreich war.

Thalia Zedek

Auch wenn der Dortmunder Auftritt eine Klasse für sich war, hatte sich die Fahrt nach Köln gelohnt und hoffentlich gibt es bald noch eine Gelegenheit, diese großartige Sängerin noch einmal live zu erleben.

Setlist:
Winning Hand
Fell So Hard
Walk Away
Go Home
Dreamalie
Get Away
Brother
Julie Said
Bus Stop
Stars
Afloat
------------------
1926

Small Beast w/ Thalia Zedek

Small Beast

w/ Thalia Zedek / Greta Gertler / Paul Wallfisch

28.02.14 Schauspielhaus, Dortmund

Über 80 Tage ohne Alkohol, dazu noch den Jetlag von einem interkontinentalen Flug in den Knochen, auf dem er Robert Redfords letzten Film All Is Lost gesehen hatte, allerdings wegen der bevorstehenden Landung ohne die letzten fünf Minuten. Diese Voraussetzungen ließen Paul Wallfischs einleitenden Auftritt beim Small Beast unter keinem guten Stern stehen.

Paul Wallfisch
Und der Anfang wirkte auch etwas fahrig und müde. Zentraler Einfluss war diesmal Leonard Cohen, dessen Biografie Wallfisch gerade gelesen hatte und den er mit Chelsea Hotel würdigte. Nach einer viel zu schnellen Ragtime-Version von Because You're Gone konnte ihn erst seine Version von Waterloo Sunset bremsen, immerhin nach seinen Worten bei einem früheren Small Beast eines seiner absoluten Lieblingslieder aller Zeiten. Nun stimmte seine Form und zum Abschluss holte er sich Greta Gertlers Schlagzeuger Adam Gold auf die Bühne, um dem verstorbenen Philip Seymour Hoffman das in dessen Film Almost Famous vorkommende Led Zeppelin Stück That's The Way ungeprobt zu covern.

Greta Gertler

Adam Gold blieb dann gleich sitzen, während Greta Gertler den Platz am Klavier einnahm und es sich mit grünen Tüchern auch noch etwas verschönerte. Die Australierin hat zusammen mit Gold und diversen Gastmusikern unter dem Namen The Universal Thump ein Album eingespielt und weilte im Rahmen ihrer kurzen Europa-Tournee in den Londoner Abbey Road Studios, wo sei gleich fünf neue Stücke eingespielt hat, von denen sie eine Handvoll an diesem Abend präsentierte. Das klang alles sehr nett und Gertler präsentierte sich auch gut gelaunt und sehr unterhaltsam, doch so richtig wollte bei mir der Funke nicht überspringen.

Thalia Zedek

Nach Mitternacht begann dann der Höhepunkt des Abends mit Thalia Zedek und ihrer Band. Die ehemalige Come-Sängerin hat letztes Jahr mit Via ein tolles Soloalbum vor- und rechtzeitig zum Tour-Auftakt mit Six noch eine brandneue EP nachgelegt. Auch wegen des neuen Drummers in der Band bildeten die beiden Veröffentlichungen das Kernstück des Sets, aber Thalia hatte bereits in einem sehr lesenswerten Interview im Vorfeld der Tour auf gaesteliste.de angekündigt, dass auch Perlen aus ihrem umfangreichen Backkatalog auf dem Programm stehen würden.
Eine dieser Perlen war das V-Cover 1926, dass sich immer weiter hin zu einem großen Finale steigerte und die Zuhörer andächtig mitschwingen ließ. Diese Stilmittel tauchte häufiger auf, so auch bei Afloat, eigentlich für Six solo aufgenommen, aber in obigem Interview hatte Thalia verraten, dass sie für das Stück immer eine Band-Version vor Augen hatte und so wurde es denn auch an diesem Abend perfekt umgesetzt.


Überhaupt war das Zusammenspiel der Musiker exzellent (nur der neue Schlagzeuger brauchte manchmal kleine Anweisungen vom Bassisten); Bass, Schlagzeug, Geige und Piano unterstützten die staubtrockene Gitarre und Stimme Thalia Zedeks, die beide deutlich und zu Recht im Vordergrund standen.
Mit Afloat hatte das reguläre Set geendet, doch auch zu so fortgeschrittener Stunde war es nicht zu spät für eine Zugabe und in Anlehnung an Paul Wallfischs Einleitung, beendete Leonard Cohens Dance Me To The End Of Love nach gut 75 Minuten dann den Abend.

Paul Wallfisch

Nach diesem ausgezeichneten Auftritt, einem der besten überhaupt, die ich bislang im Rahmen des Small Beast gesehen habe, war für mich klar, dass ich mir die Band auch in der Woche drauf noch einmal in Köln ansehen würde.

Setlist Thalia Zedek:
Fell So Hard
Walk Away
Dreamalie
Since Then
Winning Hand
Greean And Blue
Bus Stop
Julie Said
1926
Stars
Afloat
------------------------------
Dance Me To The End Of Love

Dienstag, 11. März 2014

Tera Melos

Tera Melos / Hand Over

27.02.14 Druckluft, Oberhausen

Math-Rock kann ermüdend sein, wenn bei der ganzen Gitarren-Akrobatik der Song dahinter vergessen wird. Dies haben Tera Melos auf ihrem aktuellen Album X'ed Out geschickt vermieden und ihre Virtuosität in wunder bar eingängige Rocksongs gepackt, ein Grund, sie sich live unbedingt mal anzuschauen.

Tera Melos

Doch zunächst schlug das Wuppertaler Quartett Hands Over ruhigere Töne an, in der Gitarrenmusik der 90er von Bands wie Slint verwurzelt, teils instrumental, teils mit weiblichem Gesang. Der Auftritt war schüchtern, aber gut.
Als danach Tera Melos ihre Effektgeräte auf der Bühne verteilten, begannen die Nerds neugierig näher zu kommen und staunende Blicke auf das Equipment zu werfen  Und während die früheren Alben von Tera Melos von dieser Selbstverliebtheit in die eigene Virtuosität sicher zum Teil geprägt waren, ist ihnen mit X'ed Out der Schritt nach vorne gelungen, die Sounds dienen dem Song.

Tera Melos

Passenderweise eröffnete das Trio sein Set dann auch mit dem Doppelpack Weird Circles und New Chlorine von eben diesem Album und hatte mich damit sofort im Sack. Zwar wurde später auch ordentlich gefrickelt und der Gitarrist tänzelte dabei fast wie ein Michael Flatley über seine Pedale, aber da das Ganze eben in "normale" Stücke eingebettet war, wirkte es wie eine willkommene Abwechslung und machte den Abend kurzweilig und unterhaltsam, zumal auch noch geschickt Zitate, z. B. von Weezer, eingebaut wurden.


Diese Abwechslung wurde auch durch das Bühnenverhalten der Band vermittelt. Während der Gitarrist natürlich damit beschäftigt war, seine ganzen Werkzeuge zu seinen Füßen einzusetzen, wirbelte der Bassist hingegen wie ein Punkrocker rum, was zwar zum Teil nicht zur Musik passte, aber deutlich machte, dass auch so eine teils verkopfte Mucke physischen Spaß bereiten kann. Das Druckluft war mit knapp 50 Besuchern zwar nicht voll, aber angenehm gefüllt und auch die Anwesenden hatten offensichtlich ihren Spaß.
Nach einer knappen Stunde wurde bereits das letzte Lied angekündigt, allerdings mit dem Zusatz, dass danach noch ein "secret song" folgen würde, die Zugabe Trident Tail als Hidden Track.


Ich hatte bislang aus dem Genre Math Rock nur This Town Needs Guns gesehen und die hatten mir live zwar besser als auf Platte gefallen, doch richtig überzeugt hatten sie mich bei ihrem Auftritt nur mit einem Akustik-Song, während mir das Gefrickel sonst etwas zu technisch war. Tera Melos gefielen mir da um Längen besser, weil sie inzwischen einfach tolle, eingängige Songs haben, ohne dabei ihren Sound aufgegeben zu haben und dies live auch umsetzen konnten.

Montag, 3. März 2014

The Social Club

The Social Club

22.02.14 The Tube, Düsseldorf

Mag jemand heutzutage noch Weezer? Sie kamen nie wieder auch nur annähernd an ihre ersten beiden Alben ran. The Social Club aus England mögen offensichtlich die frühen Weezer, haben es aber selber vorsichtshalber noch nicht einmal zu einem Album gebracht, sondern bislang nur drei Konzept-EPs mit den netten Titeln For Drinking, For Dancing und For Conversation veröffentlicht.

The Social Club

Und als echte Briten stehen sie auch auf Fußball (zumindest Dreiviertel der Band, Fans von Bristol Rovers, QPR und Arsenal) und so hatten sie sich nachmittags vor dem Auftritt im Tube in der Düsseldorfer Altstadt noch in Mönchengladbach das Bundesliga-Spiel meiner Borussia und der TSG Hoffenheim angeschaut. Kurz vor halb zehn standen die vier dann auf der Bühne des Tube und spielten vor ansehnlicher Kulisse, die zahlenmäßig fast an den überschaubaren Auswärtsmob des Retortenvereins heranreichte.


Neben den typischer Weezer-Melodien konnte man auch reichlich Mod-Einflüsse heraushören, vor allem eine fette Orgel mit einem Tanzbären, der ihre Tasten bediente und als Poser eine Augenweide war. Überhaupt überzeugten The Social Club als Partyband und hatten keine Mühe, das Publikum zum Mitklatschen oder Mitsingen zu überreden. Eine Verlängerung in Form einer Zugabe gab es auch und so dauerte die dritte Halbzeit am Ende eine gute Stunde.


Hatte es am Nachmittag nur zu einem enttäuschenden Unentschieden gereicht, konnten The Social Club einen überzeugenden Auswärtssieg in Düsseldorf feiern und setzen ihre Siegesserie hoffentlich in einer kommenden Saison weiter fort.