Freitag, 28. Februar 2014

Petula

ClickClickDecker / Petula

14.02.14 Druckluft, Oberhausen

Ist es wirklich überraschend, wenn man nur wegen der Vorgruppe zu einem Konzert fährt, dass die einem dann auch um Längen besser gefällt als der Haupt-Act? Ich war also von vornherein befangen an diesem Abend, was mir ClickClickDecker verzeihen mögen, aber Grund meines Besuchs ihres Konzerts im Druckluft war ihre Tour-Begleitung Petula.

Petula

Petula ist das Soloprojekt von Sebastian, den ich nun seit gut zehn Jahren kenne, seit er mit seiner damaligen Band Kate Mosh mehrfach im Vorprogramm von Aereogramme war. Nach dem Aus der Band machte er vor allem solo und elektronischer weiter, aber man hört ihm immer noch seine Vergangenheit in einer Indierock-Band an. Vor allem sein aktuelles Album Don`t forget me, Petula! Don`t forget everything, Petula! vom letzten Jahr ist für mich das beste Stück Indietronic seit langem.
Wie bringt man so etwas alleine auf die Bühne? Nun, Sebastian loopte, wie es derzeit Mode ist, wie wild, allerdings um Längen komplexer und vielschichtiger, als es andere tun, so dass er live den Sound der Platte perfekt wiedergeben konnte. Dazu stand die Gitarre noch etwas mehr im Vordergrund, schließlich war es ja ein Live-Konzert. Dazu kamen noch Gute-Laune-Ansagen über den Tod, so dass es ein gnadenlos guter Auftritt wurde.
Und als wäre das noch nicht genug, kamen nach einigen Stücken noch zwei weitere Musiker zur Unterstützung auf die Bühne, nämlich Kevin Hamann und Oliver Stangl aka ClickClickDecker höchstpersönlich. Durch die zusätzliche Gitarre(n) und Schlagzeug wurde der Sound noch lebendiger.


Vor allem bei Talkng In Landslides merkte man, dass sich die drei Musiker gut verstehen, wie Kevin Sebastian zum Ende hin weiter mit dem Refrain ansang, das machte unglaublichen Spaß.
Später unterstützte Petula dann auch ClickClickDecker auf der Bühne, aber das bekamen wir nur so am Rande mit, da wir dann doch mehr Zeit am Bierstand und zum Rauchen vor der Tür verbrachten als in der immerhin richtig vollen Halle des Druckluft. Denn schon auf Platte kann dieser fluffige Neue Hamburger Schule Indiesound nicht restlos überzeugen. Die Gesangslinien erinnern an Kettcar, die Texte sind aber zum Glück erträglicher als Herrn Wiebuschs letzte Ergüsse, doch musikalisch plätschert das etwas vor sich hin. Zumindest ist ihnen mit Die Nutzlosen (Unentbehrlich) vom neuen Album Ich Glaub Dir Gar Nichts Und Irgendwie Doch Alles sogar ein Meisterwerk in deutscher Sprache gelungen, das eigentlich ganze Stadien mitsingen müssten.
Aber da waren wir bei dem zweiten Problem an diesem Abend neben der recht unspannenden Musik - dem Publikum. Das Druckluft war sehr, sehr gut gefüllt und es wirkte wie eine Erstsemester Party, Horden von jungen Menschen Anfang 20, die sich und der Welt so unglaublich viel zu erzählen haben, dass sie dies auch ständig taten, egal ob da gerade eine Band auf der Bühne stand, für die sie Eintritt bezahlt hatten, oder nicht. Da blieb scheinbar keine Gelegenheit mehr für Begeisterung für die Musik, es wurde zwar brav applaudiert, aber das wars auch.

Petula w/ ClickClickDecker

Schade, denn mit einem begeisterungsfähigeren Publikum hätte mir vielleicht auch der Auftritt von ClickClickDecker besser gefallen. So blieb nur ein unglaublich tolles Set von Petula hängen. Und auch wenn es in Die Nutzlosen (Unentbehrlich) so treffend heißt: "Kein Satz wird dadurch besser, dass du ihn ständig nur wiederholst", so muss noch einmal gesagt werden, dass Petula live unglaublich toll waren.

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