Sonntag, 7. Juli 2013

Mission Of Burma

Mission Of Burma / White Crane

03.07.13 Gleis 22, Münster

Mission Of Burma in Deutschland live zu sehen, ist ein sehr seltenes Ereignis. So selten, dass selbst die Band nicht mehr weiß, wann sie zuletzt hier auf Tour war. Gitarrist Roger Miller jedenfalls kündigte den Abend als ersten Auftritt seit Jahren an, worauf Bassist Clint Conley meinte, sie hätten doch vor wenigen Wochen erst in Berlin gespielt. Das Konzert in Berlin war übrigens im Dezember letzten Jahres!

Mission Of Burma

Nun, Roger Miller ist inzwischen 60 Jahre alt, was man ihm keineswegs ansah: volles Haar, keine Falten im Gesicht, das machte direkt neidisch. Und auch auf der Bühne wirkten er und seine beiden nur unwesentlich jüngeren Mitstreiter nicht wie gebrechliche Rentner, sondern rockten lebendig und mit geradezu jugendlicher Energie. Nur einer schaffte es nicht auf die Bühne. Das vierte Band-Mitglied Bob Weston, für Loops und elektronische Spielereien zuständig, hatte seinen Platz am Mischpult und war selber nur zu Beginn von 1,2,3 Partyy! zu hören, als er das Lied anzählte. Apropos Hören, da Roger Miller seit gut 30 Jahren an einem Tinnitus leidet, was damals auch zum fast 20 Jahre dauernden "Winterschlaf" von Mission Of Burma führte, trennte ihn eine Plexiglas-Wand vom Schlagzeug, und außerdem stand sein Verstärker vor ihm am Bühnenrand, alles zum Schutz vor dem Gitarrenlärm, den er selber produzierte.


Obwohl es die Tour zum aktuellen Album Unsound war, wurden gerade einmal drei Stücke davon gespielt, denn das Set war ein ausgewogener Querschnitt durch über 30 Jahre Bandgeschichte, ein Stück jagte das nächste, auf große Ansagen wurde verzichtet und auch das sonst so beliebte Stimmen der Instrumente war scheinbar nicht nötig. So verwunderte es, dass nach dem Klassiker Academy Fight Song plötzlich die Band die Bühne verließ (das auf der Setlist aufgeführte Learn How wurde ausgelassen), dass sie erst gut 50 Minuten gespielt hatte, wirkte der Auftritt durch seine Kompaktheit viel länger. Doch sie kamen noch einmal für zwei Stücke zurück und beendeten das Konzert mit ihrem Überhit That's When I Reach For My Revolver.


Es mag kein legendäres Konzert im nicht besonders gut gefüllten Gleis 22 gewesen sein, aber es war der Auftritt einer Legende, die mit ihrem ersten Album gleich die Maßstäbe für das Post-Punk-Genre setzte und die für Bands wie Sonic Youth und letztlich sogar Nirvana den Weg bereitete. Sehens- und hörenswert waren die alten Herren allemal.
Das kann man von der Münsteraner Vorband White Crane nicht unbedingt behaupten. Sie machten ihre Sache sicherlich gut, die doch sehr konventionellen Songs in der Schnittmenge aus The Gaslight Anthem und The Killers mit ihrer für meinen Geschmack Überdosis Pathos waren sicherlich nicht das, was das durchweg ältere Publikum hören wollte, auch wenn der Applaus höflich war. Aber der Sänger hatte es wohl schon geahnt, als er kurz vor dem Auftritt draußen noch eine Zigarette rauchte und einem Bekannten seine Nervosität gestand, da das wohl heute nicht ihr Publikum sei.
Er hatte Recht, aber als jungen Bursche darf man sehr wohl mal von älteren Herren an die Wand gespielt werden.



Setlist:
Donna Sumeria
2wice
Let Yourself Go
Secrets
This Is Not A Photograph
Einstein's Day
7's
Careening With Conviction
1, 2, 3 Partyy!
Dead Pool
Sectionals In Mourning
Mica
Max Ernst's Dream
Academy Fight Song
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Add In Unison
That's When I Reach For My Revolver

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