Freitag, 22. März 2013

RVIVR

RVIVR / Dogjaw

20.03.13 Haus Mainusch, Mainz

Manchmal bringt wachsender Erfolg einer Band Reisestrapazen mit sich. Mit frischem Album The Beauty Between im Gepäck sind RVIVR gerade zum dritten Mal auf Deutschland-Tour und spielen Anfang April wie schon auf beiden Tourneen zuvor im Kölner Aetherblissement. Doch diesmal ist der Auftritt bereits im Vorfeld so schnell restlos ausverkauft, dass ich mir eine Alternative suchen musste und mich daher auf den Weg nach Mainz machte. Auch das Mainzer Konzert war im Vorfeld aus"reserviert", hier konnte man keine Tickets erwerben, sondern sich anmelden und musste die Reservierung bis halb neun abends einlösen.


Also in Dortmund den ICE direkt nach Mainz geentert, Ankunft um kurz nach halb acht sollte ja auch locker reichen. Doch die Bahn macht ihre Fahrten immer mehr zu Abenteuerreisen, denn kurz nach Wuppertal kam die Durchsage, dass man wegen einer Stellwerk-Störung in Köln noch nicht wisse, ob, wie und wann es weitergehe. Nach Umleitungen erreichte ich schließlich mit über vierzig Minuten Verspätung um kurz vor halb neun den Mainzer Hauptbahnhof und war eine Viertelstunde später im kleinen autonomen Haus Mainusch am Uni-Gelände. Die netten Leute vor Ort hatten die Reservierung auch noch nicht verfallen lassen, so dass der entspannte Teil der Reise beginnen konnte.
Um 21:15 begannen Dogjaw, RVIVR-Freunde und ebenfalls  aus Olympia, WA., mit ihrem Set. Sie rockten in der Tradition von Bands wie Bikini Kill und überzeugten damit das Publikum, denn der kleine Anbau in Doppelgaragen-Größe, in dem das Konzert stattfand, füllte sich zusehends.

Dogjaw
Mich überzeugten vor allem die langsameren Stücke und auch die kleine Spielerei mit einem Loop-Gerät zum Ende. Anhören kann man sich die Band auf ihrer Bandcamp-Seite.
RVIVR zählen seit ihrem ersten Album zu meinen Lieblingsbands und haben mit The Beauty Between für mich das bislang beste Album im Jahre 2013 abgeliefert, selten klang eine Auseinandersetzung mit Gender-Themen und Teenage Angst so positiv. Viele der neuen Songs waren mir schon bekannt, denn zwei erschienen bereits letztes Jahr auf der Belebend-Single zur damaligen Tour und drei weitere sind ebenfalls 2012 auf dem Solo-Album von RVIVR-Sängerin/Gitarristin Erica Freas zu finden, auch hier lohnt ein Klick auf ihre Bandcamp-Seite.

RVIVR

Als RVIVR gegen viertel nach zehn anfingen, war der Konzertraum rappelvoll, doch nach kurzem Gedränge hatten scheinbar alle ihre Position gefunden, so dass man nicht befürchten musste, dass Chaos ausbrach, denn es gab keine Bühne, die Band spielte ebenerdig und bei wildem Pogo wäre schnell jemand ins Equipment gepurzelt. Wirkte Sänger Matt Canino schon mal leicht angespannt bei Konzerten, hatte er an diesem Abend offenbar gute Laune und ließ sich diese auch durch mehrfache Saitenrisse nicht vermiesen.
Während er andere Saiten aufzog, überbrückte Erica die Pausen. Sie erzählte von ihrem Besuch auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände am Morgen, wo sie nicht widerstehen konnte und die braunen Ruinen einfach anpinkeln musste. Das scheint ein natürlicher Reflex zu sein, denn vor Jahren überkam mich an gleicher Stelle ebenfalls dieser unwiderstehliche Harndrang. Bei einer anderen Reparatur-Unterbrechung spielte sie Real Mean einfach schon mal alleine an, ehe die Band nach vollzogenem Saitenwechsel dann einstieg.


Nach einer Dreiviertelstunde war Schluss, aber nach einer Stärkung mit einer Runde Jägermeister, scheinbar ein Service des Hauses für Bands und Besucher gab es noch zwei Zugaben mit Cut The Cord als finaler Hymne. Natürlich hätte ich gerne noch mehr gehört, z. B. Seethin' oder The Hunger Suite vom neuen Album, aber auch so war diese Stunde mehr als befriedigend und sorgte für genug positive Energie und Adrenalin, um auch die anschließenden dreieinhalb Stunden im IC zurück nach Dortmund wie im Flug vergehen zu lassen.


Mal schauen, vielleicht fahre ich auf gut Glück auch noch nach Köln und hoffe, dort noch irgendwie an ein Ticket zu kommen, denn wert sind es RVIVR auf jeden Fall.

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