Montag, 6. Februar 2012

I Break Horses

I Break Horses / Velochrome

04.02.12 Grammatikoff, Duisburg

Die letzten Tage waren ein Traum für Frühaufsteher, denn es gibt kaum etwas Schöneres als einen Sonnenaufgang nach einer frostigen Nacht, wenn sich der wolkenlose Himmel in den schönsten Rottönen präsentiert. Den passenden Soundtrack dafür liefern die Schweden von I Break Horses mit Winter Beats aus ihrem durchgängig großartigen Debütalbum Hearts, das in meiner persönlichen Liste auf den dritten Platz der Alben des Jahres 2011 kam.
Der warme Synthie-Sound wird immer wieder von perlenden Shoegaze-Gitarren untermalt, so dass die Songs nicht in die düsteren Abgründe der musikalisch verwandten EMA abtauchen, sondern wunderschöne Popsongs bleiben. Das Album entsprang einer reinen Studiotüftelei, denn das Duo war vor Veröffentlichung scheinbar noch nie auf Tour und hatte laut ihrer Website erst im November/Dezember ihre ersten Auftritte.
Ebenso neu wie die Band war ihr Auftrittsort in Duisburg, hatte das Grammatikoff doch ebenfalls erst im November 2011 seine Pforten in der Duisburger Innenstadt geöffnet, wenngleich in den traditionsreichen Räumen des alten Hundertmeister. Der Konzertsaal im ersten Stock war früher ein Kino und verfügt über einen Sound, der in der Club-Szene seinesgleichen sucht. Das konnte man schon an der zur Einstimmung gespielten Musik von Bands wie The Big Pink oder Medicine hören, die optisch auf einer großen Leinwand an der Seitenwand von einem drittklassigen Filmchen aus dem Hause Hammer Productions namens Demons Of The Mind untermalt wurden.
Gegen 22:15 kamen dann die Kölner Velochrome auf die Bühne und zeigten 45 Minuten lang, dass sie ihre Hausaufgaben im Fach "New Wave der 80er" gemacht hatten, indem sie einen klanglichen Mix aus Bands wie The Sound, The Chameleons oder Icehouse spielten, der einen allerdings nur animierte, die originale rauszuhören, weil weder Bühnenpräsenz noch Eigenständigkeit groß genug waren um einen zu fesseln.

I Break Horses
Gegen halb zwölf kamen dann die live zu einem Quintett angewachsenen I Break Horses auf die Bühne. Das versprach eine opulente Umsetzung der atmosphärischen Stücke, doch schon bei den ersten Klängen wurde klar, dass die Schweden der hohen Messlatte ihres Albums live nicht gerecht werden konnten. Der Sound war ausgezeichnet, zweifellos der beste, den ich seit langer Zeit bei einem Konzert zu hören bekam, doch dominierten die Keyboards zu sehr gegenüber den Gitarren und ließen so einen der wesentlichen Stimmungseffekte der Platte schon mal verpuffen. Die nächste Enttäuschung war der Gesang, denn die warme, dunkle Stimme entpuppte sich live als dünnes Säuseln.


Zudem hatte sich die Band entschieden, manche Songs rhythmisch so umzuarrangieren, dass Popsongs zu Klangteppichen werden sollten und so ein einheitliches Tempo das Set durchzog. Vor allem bei Pulse ging das gründlich daneben und ruinierte so den ganzen Song.
Nach gut vierzig Minuten verabschiedeten sich I Break Horses ohne Zugabe und man merkte auch am zurückhaltenden Applaus, dass der Auftritt auch viele andere unter den gut 80 Zuschauern musikalisch nicht überzeugt hatte. Zudem wirkte die Band sehr distanziert und auch unsicher, was bestimmt ihrer fehlenden Bühnenerfahrung zuzuschreiben war.
So bleibt die Hoffnung, dass die Band mit zunehmender Erfahrung wie der anstehenden US-Tour mit M83 wächst, denn die tollen Lieder haben es verdient, live adäquat präsentiert zu werden.


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