Sonntag, 31. Juli 2011

Lemuria / Cheap Girls

Lemuria / Cheap Girls / Goodbye Fairground / Damniam

28.07.11 Zwischenfall, Bochum

Mit dem Zwischenfall in Bochum verbindet mich ja schon so etwas wie eine Hassliebe. Dort habe ich so einige meiner Lieblingsbands das erste Mal gesehen, wie z. B. Snuff 1991, aber seit 20 Jahren ist der Sound immer noch unverändert matschig und mies. Aber dennoch war die Vorfreude groß, ausgerechnet dort das erste Mal Lemuria zu sehen, die auf ihrer Mammut-Tour durch Europa zusammen mit den Cheap Girls ihr einziges NRW-Konzert geben sollten (Bielefeld zählt nicht, das ist ja imaginär wie Taka-Tuka-Land).
Gegen 20:15 kam ich am Zwischenfall an und hörte durch die geöffnete Tür bereits Damniam spielen. Die vier Münsteraner klangen so, wie es ihr Name vermuten lässt, allerdings konnten sie damit die Handvoll Leute, die noch draußen standen, nicht von der Straße locken, denn leider fehlte ihrer Musik die Originalität und auch der Biss (zumindest durch die Wände durch), um eine Alternative zum West-Döner und der Ein-Euro-Bierbude um die Ecke darzustellen. Dem spärlichen Applaus nach war das drinnen nicht anders.
Auch bei Goodbye Fairground aus Essen war es zunächst gähnend leer, aber die sechs Leute auf der Bühne machten so einen Lärm, dass sich der Konzertraum im ersten Stock dann doch nach und nach füllte. Höflicherweise ließ man dabei aber vor der Bühne den Platz frei, den der Sänger dann öfter füllte, um dabei festzustellen, dass dieses Diskoparkett ein äußerst schlüpfriger Untergrund zum Herumspringen ist. Musikalisch konnte man die Vorlieben für The Gaslight Anthem und Bands aus der HWM-Ecke wie Make Do And Mend heraushören, also auch keine Neuerfindung des Rads, aber druckvoll und energisch genug vorgetragen, dass sie sich an diesem Abend bestimmt einige neue Freunde erspielt haben (mich zumindest).

Goodbye Fairground
Es folgten die Cheap Girls mit ihren vom klassischen amerikanischen College-/Indie-Rock geprägten Songs. Beim Hören drängen sich mir sofort Vergleiche zu The Hold Steady oder The Posies auf und öfter, wie beim auch an diesem Abend gespielten Hey Hey, I'm Worn Out, an Guided By Voices. Ihr zweites und immer noch aktuelles Album My Roaring 20s kam schon 2009 raus, es gab also keine Neuveröffentlichung zu promoten, so dass, inklusive einer Zugabe, gut 35 Minuten lang bunt gemischt Stücke ihrer beiden LPs gespielt wurden. Ähnlich wie bei Yuck gefiel mir der Auftritt sehr gut, denn mit diesem rockigen Geschrammel kann man mich einfach immer kriegen.
Cheap Girls
War bei den ersten drei Bands auch der Sound noch ok, sollte sich dies bei Lemuria leider ändern. Auch die drei machen eigentlich klassichen amerikanischen Collegerock, durch den weiblichen Gesang eher an The Breeders oder Belly mit einer Prise mehr Punk im Hintern erinnernd, allerdings ist live die Stimme von Sängerin Sheena Ozzella nicht die kräftigste. Und im Zwischenfall war es dann so, dass sie durch den matschigen Sound kaum zu hören war, auch ihre Gitarre wurde ständig vom kräftigen Bass übertönt. Aber auch Schlagzeuger Alex Kerns' Gesang ging fast unter, so dass man teilweise die Songs allein an der Rhythmusspur erkennen musste. So kann ich nur mit Sicherheit sagen, dass von ihrem neuen Album Pebble die Midtempo-Songs wie Gravity oder Wise People auf dem Programm standen, bei vielen, gerade schnelleren Songs möchte ich nicht meine Hand ins Feuer legen, ob sie tatsächlich gespielt wurden, wie z. B. Chautaqua County oder Bloomer. Mechanical vom ersten Album Get Better konnte man dann doch so gut erkennen, dass sogar einige der geschätzt 50 Besucher mitsangen. Die Band schien dennoch Spaß zu haben und kam auch den Rufen nach einer Zugabe nach und kehrte noch einmal für zwei Songs zurück. Hier konnte man dann deutlich den Punk-Background erkennen, denn Alex legte an den Drums noch einmal einen Zahn zu und drosch so wild drauf los, dass am Ende sein Schlagzeug auseinander fiel, womit auch klar war, dass nach diesen insgesamt 45 Minuten endgültig Schluss war.
Lemuria
So war es am Ende ein netter Abend mit vier guten Bands, der vor allem bei Lemuria mit einem besseren Sound bestimmt noch gelungener gewesen wäre.

Donnerstag, 21. Juli 2011

Tu Fawning

Tu Fawning / Green Beta

20.07.11 Druckluft, Oberhausen

Oft sagt man ja, dass Musik geradezu Kopfkino produziert, die Töne einen Bilder vor dem geistigen Auge sehen lassen. Nun, dann kann man diesen Abend im Druckluft mit den letzten Worten aus zwei Filmklassikern zusammenfassen.
Apocalypse Now endet mit den famous last words "The horror...the horror..." und treffender kann man die Darbietung der Vorgruppe Green Beta wohl kaum beschreiben. Da es in der Halle roch wie in der Umkleidekabine eines Fußballvereins, wohl noch eine Folge der tollen Show der World/Inferno Friendship Society zwei Abende zuvor, tranken wir unser Bier lieber gemütlich draußen vor der Tür. Als das Düsseldorfer Duo mit ihrem laut ihrer Myspace-Seite allerersten Live-Auftritt begann, fiel sofort der überambitionierte, aber dennoch schräge, weil offensichtlich stimmlich ungeübte Gesang negativ auf und auch die musikalische Untermalung aus elektronischen Sounds und akustischem Gitarrengeklampfe harmonierte nicht wirklich und zeugte ebenfalls nicht von Virtuosität, wie ein immerhin studierter Musikwissenschaftler in unserer Runde sofort fachmännisch bemerkte. Dieser Eindruck bestätigte sich durch den Exodus der Leute aus der Halle nach dem ersten Lied. Ich weiß, man soll nicht vorschnell den Stab über eine junge Band brechen, die bestimmt viel Herzblut in ihre Lieder gesteckt hat, aber ich habe selten, eigentlich noch nie, so eine Reaktion beim Publikum erlebt, das ja in der Regel bei kleinen Indie-Konzerten recht milde und wohlwollend gestimmt ist. Selbst der hauseigene Soundmann verließ einmal kurz kopfschüttelnd den Ort des Geschehens. Dennoch wagte sich meine Freundin wagemutig in die Halle, um frische Getränke zu holen und erblickte nur gequälte Gesichter hinter der Theke.
Bei Tu Fawnings Musik kamen mir beim ersten Hören Assoziationen an Portishead und Arcade Fire, die düstere Stimmung ersterer gepaart mit der instrumentalen Pracht letzterer und das ganze mit einer perkussiven Wucht, die die folkigen Melodiebögen geschickt konterkariert. Der sonst bei den 31 Knots spielende Joe Haege setzte sich ans Schlagzeug, Sängerin Corrina Repp spielte Gitarre, Liza Rietz übernahm die Keyboards und im Hintergrund der Bühne spielte Toussaint Perrault Trompete und sorgte auf einer großen Trommel ebenfalls für rhythmische Wucht. Sofort hatten sie so mit ihrem Opener Multiply A House die knapp 80 Zuschauer in ihren Bann gezogen und ließen sie das komplette Set nicht mehr los. Es wurden fast reihum die Instrumente gewechselt, Miss Repp übernahm das Schlagzeug, während Mr. Haege zur Gitarre überging, Monsieur Perrault wanderte mal durchs Publikum, spielte ebenfalls mal Gitarre oder auch Keyboard, da Frau Rietz ja auch noch Geige spielte. Bei einem Lied waren vier Tambourine im Einsatz, immer wieder wurden kleine Schlagwerke hervorgeholt, es gab also immer etwas Neues zu bestaunen. Ihr Debütalbum Hearts On Hold wurde fast komplett gespielt und auch einige Stücke von ihrer alleresten EP Secession, darunter das an die alte 4AD-Band Tarnation erinnernde Out Like Bats. Kein Wunder, dass die Band also viel umjubelt eine Zugabe geben musste und nach knapp 70 Minuten mit The Felt Sense ein furioses Ende hinlegten.
Und so kann ich dem Conferencier aus Cabaret nur zustimmen: "Here, life is beautiful. The girls are beautiful. Even the orchestra is beautiful. Auf Wiedersehen!"

Mittwoch, 20. Juli 2011

The World/Inferno Friendship Society

The World/Inferno Friendship Society

18.07.11 Druckluft, Oberhausen

Cabaret Punk, ist das die seriöse Variante vom unsäglichen Funpunk, quasi die Volker Pispers Pistols statt der Abstürzenden Brieftauben? Da The World/Inferno Friendship Society Lieder mit Titeln wie Ich erinnere mich an Weimar im Programm hat, stelle man sich doch eher Amanda Palmer als Liza Minelli als Sally Bowles vor. Und das traf es auch.
Um zwanzig vor zehn steht der Großteil der rund 150 Besucher noch vor der Halle des Druckluft, als lautes Getrommel die Leute nach innen rief. Sieben MusikerInnen, darunter vier Frauen an Bass, Saxophon, Geige und Schlagzeug luden zu einer wilden Sause ein. Bislang war die Band immer irgendwie an mir vorbei gegangen, auch wenn bereits so illustre Gäste wie Brian Viglione von den Dresden Dolls und Franz Nicolay von The Hold Steady zu diesem Kollektiv gehörten, doch diese Lücke wurde an diesem Abend eindrucksvoll geschlossen.Die Musik war unglaublich abwechslungsreich, Einflüsse aus den Goldenen Zwanzigern, ein Schuss Klezmer, wie man ihn auch bei Beirut - nur nicht so melancholisch - findet, sogar straighte amerikanische Rocker im E-Street-Band-Format und immer wieder wilde, durch die Instrumentierung folklorig klingende Punksongs, ohne aber in allzu bierselige Pogues-Gefilde abzugleiten, wechselten sich ab. Und über allem thronte Sänger Jack Terricloth, der im engen schwarzen Anzug und mit seinem Retro-Mikrofon wie ein klassischer Crooner wirkte.
Von Beginn an war Bewegung auf der Bühne und davor, wobei die zunächst hauptsächlich weiblichen, aufgebrezelten Fans in Rock und Netzstrümpfen und mit Fächer, mit denen sie auch die Mädels auf der Bühne mit Frischluft versorgten, tanzten und dann aber vermehrt durch die pogenden Punks verdrängt wurden. Terricloth animierte das Publikum zum Mitsingen und unterhielt es zwischendurch mit abstrusen Geschichten wie der von Dolf aus Oberhausen, der ihm seit Jahren schon Geld für eine Ladung Drogen schulde, weshalb die Band regelmäßig in die Stadt zurückkehre, um ihn bei einem ihrer Konzerte abzufangen und die Kohle einzufordern. Manchmal blitzte aber auch eine Portion New Yorker Zynismus auf, wenn er die Tour als eine Odyssee durch die AZs und Jugendzentren dieser Republik beschrieb, dass man den Eindruck gewann, er wünschte sich schon auf größere Bühnen. Da er aber dennoch auch in so kleinem Rahmen sich den Anzug schweißnass spielte, nahm ihm das keiner übel. Nach gut einer Stunde war die Setlist mit überwiegend Songs des aktuellen Albums The Anarchy And The Ecstasy abgespielt und es sollten Wünsche erfüllt werden. Da das Publikum sich hier aber nicht besonders lautstark äußerte, gab es eine kleine Gruppendiskussion und nach zwei weiteren Liedern verließ das Septett die Bühne. Doch die Leute wachten wieder rechtzeitig auf und holten die Band noch zweimal zurück, um bei Klassikern wie Only Anarchists Are Pretty richtig abzugehen, so dass der Auftritt erst nach gut 110 Minuten endgültig endete.
Eine optisch und akustisch so rasante Revue hätte in der Tat ein großes Publikum in größeren Sälen verdient, aber mit mir haben sie sich an diesem Abend mindestens einen neuen Fan erspielt.

Sonntag, 17. Juli 2011

The Unwinding Hours - Sommertour, Teil 2

This Will Destroy You / The Unwinding Hours

16.07.11 Rote Fabrik, Zürich

Wer kennt nicht die Szene aus Asterix bei den Schweizern, wo alle bei der Orgie "In den See mit ihm!" rufen. Es war zwar nicht direkt eine Orgie mit Käsefondue, aber zu einem ähnlichen Anlass ging es mit der Bahn nach Zürich. Nach siebeneinhalb Stunden Zugfahrt erwartete uns ein herrlicher Sommertag und mein erstes Konzert auf Schweizer Boden in der Roten Fabrik.
Das soziokulturelle Zentrum ist auf einem abgewrackten Fabrikgelände direkt am See gelegen und in einem kleinen Bereich direkt am Ufer spielten abends This Will Destroy You und The Unwinding Hours.
Da Craig in Weinheim darauf hingewiesen hatte, dass sie zuerst spielen würden, waren wir so rechtzeitig am Gelände, dass wir noch den Soundcheck mitbekamen und dort schon ahnen konnten, dass der Sound gigantisch sein würde. Zudem hatten wir so die Chance, Michael McDonalds What A Fool Believes, das von der Band nach dem Ende der Auftritte als musikalischer Rausschmeißer vom Band verwendet wurde, in einem kurzen Jam von Brendan, Graeme und Johnny zu hören, wie überhaupt gerne Klassikerriffs zitiert wurden, z. B. von Slayer oder sogar At The Drive-In. Wenn die komplette Band spielte, wurde allerdings immer Peaceful Liquid Shell genommen, weil es scheinbar perfekt die ganze instrumentale und klangtechnische  Bandbreite der Unwinding Hours repräsentiert.

The Unwinding Hours beim Soundcheck
(danke an Petra für das Foto)
Der Konzerttermin an einem sonnigen Samstag Abend kam wohl vielen gelegen und so war das kleine Areal später dann sehr gut gefüllt mit geschätzten 350 Zuschauern. Gegen 20:15 ging es dann mit Knut los und man merkte der Band sofort an, dass sie entspannt und gut gelaunt war und vor Spielfreude nur so strotzte. Der Sound war glasklar und es war sehr, sehr laut, allerdings ohne an die Schmerzgrenze zu gehen, nur Graemes Bass überdeckte in manchen Passagen Craigs Gesang.

The Unwinding Hours
Da die Band nur das Vorprogramm bestritt, war das Set um die Zugabe gekürzt, aber zum Glück wurde das neue Stück mit dem Arbeitstitel Say My Name doch gespielt und gefiel auch beim zweiten Hören sehr gut.
Mit einsetzender Dämmerung wurde der Auftritt dann auch vom Licht atmosphärisch untermalt, was insbesondere beim Finale des gut einstündigen Sets mit The Final Hour wunderbar passte, zumal es eine der besten, weil dynamischsten Versionen war, die ich von ihnen gehört habe.

The Unwinding Hours
This Will Destroy You beendeten dann danach ihre gut zweimonatige Europatournee. Ihre Instrumentalmusik passt perfekt in das Postrock-Genre und leider auch zu allem, was ich daran nicht mag. So wechselten sich atmosphärische Ambient-Passagen mit brachialen Gitarrenwänden á la Mogwai ab, aber das Ganze in einer vorhersehbaren und letztlich so wenig Spannung oder Dynamik verbreitenden Weise, dass sich recht schnell Langeweile breit machte. Auch machte die Band keinen besonders motivierten Eindruck, in der einzigen Kommunikation mit dem Publikum wies sie auch noch einmal darauf hin, wie müde sie doch von der Tour seien und man hatte wirklich den Eindruck, dass sie schnellstmöglich nach Hause wollten. Und so verließen sie nach gut 50 Minuten grußlos die Bühne und sofort wurde laute, unpassende Musik vom Band eingespielt, ohne den Zuschauern überhaupt die Chance zu geben, nach einer Zugabe zu verlangen.

This Will Destroy You
Um so angenehmer und besser wirkte daher auch im direkten Vergleich der Auftritt der Unwinding Hours mit ihrer freundlichen, aufgeschlossenen Art. Und hatte Craig noch während des Auftritts gescherzt, dass man ihm zwanzig Franken geboten, wenn er in den See spränge, so wurde das sogar im späteren Verlauf des Abends, als die Band den 30. Geburtstag von Keyboarder Brendan feierte, sogar noch gratis in die Tat umgesetzt, so dass man in bester Asterix-Manier "Die spinnen, die Schotten!" sagen konnte.
Zwar ist es schade, dass dieses das wohl vorerst letzte Konzert der Band war, aber sie versprachen, nächstes Jahr mit neuem Album wieder am Start zu sein. Ich kann es jetzt schon kaum erwarten.

Setlist The Unwinding Hours
Setlist:
Knut
Tightrope
Wayward
There Are Worse Things Than Being Alone
Traces
Peaceful Liquid Shell
Say My Name
Child
Annie Jane
The Final Hour

Freitag, 15. Juli 2011

The Unwinding Hours - Sommertour, Teil 1

The Unwinding Hours

14.07.11 Café Central, Weinheim

Ich gebe zu, es ist etwas vermessen, bei drei Auftritten auf dem Kontinent von einer Sommertour zu sprechen, aber wenn die Band es selber so nennt, dann schreibe ich es doch einfach brav ab...
Da der Weg von Glasgow mit einem klapprigen Van nach München und Zürich verdammt lang ist, hatten sich die Schotten noch einen kleinen Zwischenhalt im beschaulichen Weinheim gegönnt, da sie schon als Aereogramme dort gespielt hatten. Neben einigen weiter gereisten Fans und Freunden der Band fanden sich so knapp 60 Leute an einem Donnerstag Abend im sehr schönen Café Central ein.
Ohne Vorgruppe ging es um 21:45 wie gewohnt mit Knut los. Neben dem schon letztes Jahr auf der Herbsttour gespielten Wayward gab es noch zwei weitere bislang unveröffentlichte Songs zu hören, davon mit Say My Name ein weiterer recht beschwingter Song, erneut mit einer wunderbaren Basslinie und wie eben Wayward zum Ende hin explodierend. Allerdings ist der Name laut Craig erst einmal ein Arbeitstitel, der sich wegen des gleichnamigen Stücks von Destiny's Child noch ändern kann, wenn demnächst das zweite Album eingespielt wird, für das bereits neun Songs geschrieben sind.
The Final Hour beendete dann ebenfalls wie gewohnt das reguläre Set, auch wenn man fast den Eindruck hatte, dass die Band sich etwas zurückhielt und das aufmerksame und ruhige Publikum nicht mit der Brachialität bestrafen wollte, mit der sie letztes Jahr die quasselnden Blagen im FZW geschockt hatten.
Die Zugabe eröffnete Craig mit Solstice auf der elektrischen Gitarre, da seine akustische kaputt gegangen sei, um danach einen noch unbetitelten neuen Song in der Tradition der akustischen Lieder der Tour EPs zu spielen. Den Schlusspunkt setzte dann wieder wie gewohnt The Art Of Belief von Aereogramme, wobei sie zum Ende hin einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellten. Danach lief dann What A Fool Believes von Michael McDonald über die Anlage, eine Folge der masochistischen Beschallung im Bandbus.
Es war schön, die Band nach achteinhalb Monaten mal wieder live zu sehen und weckte Vorfreude auf meinen Teil 2 der Tour in Zürich.

The Unwinding Hours
Setlist:
Knut
Tightrope
Wayward
There Are Worse Things Than Being Alone
Traces
Peaceful Liquid Shell
Say My Name (working title)
Child
Annie Jane
The Final Hour
-----------------------------------------------------
Solstice
New Song
The Art Of Belief

Sonntag, 10. Juli 2011

The Pains Of Being Pure At Heart

The Pains Of Being Pure At Heart / Oh, Napoleon

07.07.11 FZW, Dortmund

Wenn man von The Jesus And Mary Chain die drei Lagen Feedback abzieht und etwas mehr Poppigkeit á la Belle & Sebastian hinzufügt, hat man ungefähr den Sound von The Pains Of Being Pure At Heart. Das klingt nun nicht nach der Neuerfindung des Rades, hat aber genug Charme, dass die Band dieses jahr bereits zum zweiten Mal durch Deutschland tourt und dabei die zwar recht kleinen Clubs gut füllt.
Danach sah es zwar um kurz nach acht am FZW noch nicht aus, aber viele genossen den Sommerabend noch vor der Tür, bzw. kamen eh später. eine weise Entscheidung, denn wenn man K's Choice nimmt und den Gesang durch etwas Heather Nova in die Höhe schraubt, hat man Oh, Napoleon aus Krefeld, die um halb neun ihren Auftritt als Vorgruppe begannen und es nicht schafften, uns zu sich die Stufen hinunter in den Club zu ziehen, sondern uns stattdessen sogar zum Rauchen ins Freie trieben. In einer ruhigen Minute zu Hause mag die Musik bestimmt nett klingen, an diesem Abend schafften sie nicht, irgendwie hängen zu bleiben und Interesse zu erzeugen.
Um 21:45 eröffneten dann The Pains Of Being Pure At Heart mit dem Titelstück ihres zweiten Albums Belong ihr Set und machten sofort klar, dass Belle & Sebastian zwar auf dem T-Shirt von Sänger Kip Berman stand, live aber dann doch der sanfte Pop auf Bermans Gesang beschränkt blieb und stattdessen die zwei Gitarren mehr dröhnten und die sphärischen Elemente des Keyboards und der Stimme von Peggy Wang ihrem Platz auf der Bühne entsprachen, nämlich geradezu unscheinbar an den Rand gedrängt und das zum Teil so unhörbar, dass sie fast wie Linda McCartney wirkte, aber nur fast, denn ihr Keyboard war schon angeschlossen. Aber es war schon bemerkenswert, dass die an In Between Days von The Cure erinnernde Synthie-Hookline in My Terrible Friend vom Laptop kam und nicht von ihr gespielt wurde.
Der Sound im angenehm gefüllten Club war gut wie immer und überraschenderweise war der Altersdurchschnitt höher als erwartet, so sah man in den ersten Reihe fast nur ältere tanzende Herren. Auf lästige Kommunikation und ansagen wurde fast gänzlich verzichtet, nur einmal gratulierte Berman brav Dortmund zur Meisterschaft. Was wird er da wohl beim Konzert in München gesagt haben?
Eine gute Dreiviertelstunde spielte die Band Songs ihrer beiden Alben und gaben dabei richtig Gas, hatten aber auch mit Stay Alive nur ein ruhigeres Stück im Programm, ehe sie mit The Pains Of Being Pure At Heart von ihrer ersten EP das reguläre Set beendeten. Zur obligatorischen Zugabe kam Berman zunächst alleine zurück auf die Bühne, um Contender solo zu spielen, ehe mit der kompletten Band im Rücken noch zwei weitere Songs gespielt wurden.
Ein wirklich gutes Konzert, das keine Wünsche offen ließ; na gut, Girl Of 1000 Dreams hätten sie ruhig noch spielen können, aber dies als kleine Nerdnörgelei.

Setlist:
Belong
This Love Is Fucking Right
Heart In Your Heartbeat
The Body
Heaven's Gonna Happen Now
Stay Alive
My Terrible Friend
Come Saturday
Young Adult Friction
Too Tough
Everything With You
The Pains Of Being Pure At Heart
------------------------------------------------------
Contender
Say No To Love
Strange